Physikalische Schädlingsbekämpfung

14.10.2022

Physikalische Schädlingsbekämpfung

Schädlingsbekämpfung war schon 2500 Jahre v. Chr. ein Thema für die Menschen. Zu jeder Zeit mussten Lebensmittel gelagert werden und dadurch entstanden die Kontakte mit Schädlingen, die sich an den Vorräten bedienen wollten. Früh erkannten die Menschen, dass die kleinen Tiere nicht nur ihre Vorräte vernichteten, sondern auch gesundheitsschädlich waren. Damit begann auch das Zeitalter der Schädlingsbekämpfung. Durch die stetige Weiterentwicklung hin zu unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft sind auch die Schädlinge immer mehr in unsere Wohnhäuser und Produktionsstätten vorgedrungen. Daher ist die Schädlingsbekämpfung unverzichtbar geworden und in vielen Bereichen sogar gesetzlich vorgeschrieben. Dennoch muss bei aller Notwendigkeit und Vorgaben auch immer das Tierschutzgesetz und das Naturschutzgesetz beachtet werden.

Das Angebot der unterschiedlichen Bekämpfungsmethoden ist groß. Die verschiedenen Vorgehensweisen kann man in chemische Schädlingsbekämpfung, biologische Schädlingsbekämpfung, physische Schädlingsbekämpfung und biotechnisch-physikalische Schädlingsbekämpfung gruppieren. Damit man die richtige Maßnahme zur Bekämpfung ergreift, muss man wissen, um welchen Schädling es sich handelt. Generell gibt es fünf Schädlingsgruppen, die mit unterschiedlichen Bekämpfungsmaßnahmen vernichtet werden können: Gesundheits-, Vorrats-, Material-, Pflanzen-und Holzschädlinge. Herkömmliche Schädlingsbekämpfung hat die jeweiligen Schädlinge und Methoden isoliert betrachtet und angewandt.

Moderne Schädlingsbekämpfung handelt nach dem Prinzip der integrierten Schädlingsbekämpfung, auch Integrated Pest Management (IPM) genannt: so wenig chemischer Einsatz wie nötig, so zielgenau wie möglich und dazu effektiv und nachhaltig. Das IPM involviert bei der Schädlingsbekämpfung alle vier Methoden und kann so möglichst wirtschaftlich, mit geringer Gefahr für Mensch, Gesundheit und Umwelt den gewünschten Erfolg erzielen. Dies gilt für die Landwirtschaft, Industrie als auch für den privaten Bereich. In diesem Artikel möchten wir uns auf den Baustein der physikalischen Schädlingsbekämpfung konzentrieren.

Vogelabwehr mit physikalischen Bekämpfungsmethoden

Die physikalische Schädlingsbekämpfung basiert auf den physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Hierbei erfolgt die Tötung und Vertreibung oder das Fangen der Schädlinge durch Kälte, Hitze, Strahlungen oder mechanische Einwirkung.

Das bekannteste Beispiel der physikalischen Schädlingsbekämpfung ist ein mechanisches Mittel – die klassische Mausefalle.

Um den größtmöglichen Erfolg bei der Schädlingsbekämpfung zu erzielen, muss man viele Faktoren berücksichtigen. Richten wir den Blick auf die Vogelabwehr. Hier ist in ländlichen Gebieten eine Greifvogelansitzstange eine gute, einfache und natürliche Form der Schädlingsbekämpfung. Heimische Greifvögel ernähren sich hauptsächlich von Nagetieren. Ist die Ansitzstange auf dem Betriebsgelände gut platziert, lockt sie Greifvögel an. Diese können aus der erhöhten Sitzposition eine große Fläche überblicken, um Schadnager zu fangen. Somit kann man sich das natürliche Verhalten der Greifvögel für die Bekämpfung von Schädlingen zu Nutzen machen. Eine vollkommen giftfreie und nachhaltige Form der Schädlingsbekämpfung.

Im urbanen Raum dagegen möchte man die Vögel vertreiben. Vor diesem Hintergrund sind in Innenstädten Taubenabwehr-Spikes sinnvoll. Diese rostfreien Spikes aus Edelstahl werden an Dächer, Werbetafeln, Fensterbänken, Schornsteinen usw. geschraubt oder geklebt und verhindern so das Absitzen von Tauben und anderen Vögeln. Unabhängig vom Standort und sowohl für den gewerblichen als auch privaten Bereich ist das Eagle Eye, eine physikalische Möglichkeit, ungewollte Vögel zu vertreiben. Eagle Eye ist eine ca. 20 cm hohe rotierende Pyramide, die mit Netzstrom oder auch über Solartechnik oder Windkraft betrieben wird. Platziert wird die kleine Pyramide auf dem Dach oder der Fläche, die von den Vögeln frei bleiben soll. Die spiegelnden Flächen von Eagle Eye reflektieren das einstrahlende Sonnenlicht. So werden die Vögel gestört und an dem Absitzen gehindert. Der Einsatz ist bereits nach kurzer Zeit sehr effektiv und dennoch vollkommen ungefährlich für Mensch und Tier.

Greifvogel auf Ansitzstange

Kälte-, Wärme- und CO2-Entwesung, die materialschonende Bekämpfungsmethoden

Bei dem Stichwort „Vorratsschädlinge“ hat man schnell die Assoziation zu Mäusen und Ratten. Darüber hinaus zählen aber auch Milben (vor allem Mehl- und Backobstmilbe), Speckkäfer, Getreideplattkäfer, Brotkäfer, Mehlkäfer, Dörrobst- und Mehlmotten zu den Vorratsschädlingen, die meist in Verbindung mit Lebensmitteln auftreten und zu Problemen führen können.

Vorbeugend sollte man Vorräte regelmäßig kontrollieren und für Vorratsschädlinge unerreichbar aufbewahren. Sind Lebensmittel befallen, müssen diese sofort vernichtet und die entsprechenden Aufbewahrungsorte sorgfältig gereinigt werden. Im privaten Bereich ist das oft schon ausreichend.

Im gewerblichen Bereich verhält es sich anders. Sind Lebensmittelbetriebe wie beispielsweise Bäckereien von Vorratsschädlingen betroffen, ist eine Möglichkeit der Bekämpfung, die Schädlinge mit Hitze zu beseitigen, die thermische Behandlung – ganz ohne chemische Mittel. In diesem Verfahren wird mithilfe spezieller Öfen die Räumlichkeiten auf bis zu 60° aufgeheizt. Bei dieser Vorgehensweise, der Wärmeentwesung, gerinnt durch die Hitze das Eiweiß im Körper der Wanze und sie stirbt. Vergleichbar ist dieser Prozess mit dem Kochen eines Frühstücksei. Das gleiche Verfahren kann man auch bei der Bekämpfung von Bettwanzen in Hotels anwenden. Gerade in diesem Umfeld ist von großem Vorteil, dass die Räume weder ausgeräumt werden müssen noch Möbel beschädigt werden. Zudem kann man das Verfahren sehr diskret durchführen und man benötigt fast keine Vorbereitung, sodass das Unternehmen oder die Räumlichkeiten schnell von den Schädlingen befreit werden können.

Thermische Bekämpfung von Schädlingen kann neben Temperaturerhöhung auch Temperatursenkung bedeuten, wobei dies durchaus aufwendiger ist. Die betroffenen Materialien müssen für mindestens einen Tag in eine Kältekammer, die auf -15 bis -30° Celsius abgekühlt ist. Umgesetzt wird dies mit flüssigem Stickstoff, der in den geschlossenen Raum geleitet wird und die Raumtemperatur schlagartig senkt. In der Kälte erfrieren die Schädlinge und sterben ab. Diese Bekämpfungsmethode eignet sich bei dem Schädlingsbefall von Arzneimitteln, Kräutern, Textilien und Kunstgegenständen. Letztere werden vor der Behandlung mit einer Tiefkühlfolie überzogen, damit sie unbeschadet bleiben.
Eine ähnliche und auch ungiftige sowie rückstandsfreie Schädlingsbekämpfung ist die CO2-Druckentwesung. Hierbei werden die vom Schädlingsbefall betroffenen Materialien, vorrangig Vorrats- und Lagergüter, in eine spezielle Druckkammer gebracht. Durch die Gasleitung wird Kohlendioxid oder Kohlensäure zugeführt und der Druck je nach Schädlingsart auf 20 - 40 bar erhöht. Ist der sogenannte Entwesungsdruck erreicht, sind die Schädlinge wie auch alle Entwicklungsstadien der Schädlinge abgestorben.

Hygieneschädlinge sind ein Gesundheitsrisiko

Viele Menschen fühlen sich unwohl oder ekeln sich bei dem Gedanken an Ratten, Flöhe, Marder, Tauben & Co. Über dieses unangenehme Gefühl hinaus können die Schädlinge aber auch Ware in Produktionsstätten oder Unternehmen beschädigen und auch ein Risiko für die Gesundheit sein sowie Allergien hervorrufen. Letzteres passiert im direkten Kontakt oder über Lebensmittelkontakt. Schädlinge, die diese Auswirkungen hervorrufen, bezeichnet man als Hygieneschädlinge. Dazu zählen neben den Schadnagern ebenso eine Vielzahl von Insekten. Der sicherste Schutz ist präventiv aktiv zu werden, indem man Fliegengitter anbringt, Ritzen und Löcher am Gebäude verschließt, Lebensmittel und Tierfutter in geschlossenen Behältern aufbewahrt, Essensreste nicht im offenen Kompost oder über das Abwasser entsorgt und Vögel nicht übermäßig füttert.

Bei einem Schädlingsbefall können Pheromonfallen eine wirksame Bekämpfung der Schädlinge sein. Die männlichen Tiere werden von den synthetischen Lockstoffen, den Pheromonen, angelockt und bleiben dann an der Falle kleben. So wird die Vermehrung der Schädlinge gestoppt.

Eine Alternative bei einem Schädlingsbefall sind Ultraschallwellen. Man erzeugt im Innenbereich Schallwellen mit einer Frequenz zwischen 22 und 65 kHz. Das menschliche Gehör nimmt diese nicht wahr, aber für die Tiere ist es ein unausstehlicher Lärm. Das kann bei ihnen auch den Riechsinn negativ beeinflussen und das Nervensystem angreifen. Nach einiger Zeit ergreifen sie dann die Flucht. Ebenso reagiert der Marder auf die Ultraschallwellen, der gerne Unterschlupf in Häusern oder Autos sucht.

Fazit: physikalische Schädlingsbekämpfung Vor-und Nachteile

Vorteil ist die einfache Handhabung und die große Verfügbarkeit von mechanischen Bekämpfungsmethoden wie Lebendfallen, Insektengitter und Vogelabwehrsysteme. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist die Wiederverwendbarkeit auch ein Pluspunkt. Im Gegensatz zur chemischen Variante ist es außerdem von Vorteil, dass keine Umwelt- oder Gesundheitsschäden zu befürchten sind. Da keine Gifte eingesetzt werden, sind die mechanischen Mittel als auch der Einsatz von Hitze und Kälte für Menschen, Tiere und Pflanzen völlig ungefährlich.

Nachteil ist bei Methoden wie die Kälteentwesung oder der CO2-Druckentwesung der recht hohe Aufwand der Schädlingsbekämpfung. Bei Lebend- und Totschlagfallen ist es, dass die Schädlinge auch noch entsorgt werden müssen. In manchen Fällen ist die Bekämpfung der Schädlinge nicht effektiv genug und man ist nicht vor erneutem Befall geschützt.

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